175 Ostereier als Symbol für das Jubiläum
Ein Zeitungsartikel von Anna Petra Thomas aus den Heinsberger Nachrichten vom 29. März 2018
1843 wurde das Heinsberger Kreisgymnasium gegründet. Beeinträchtigung des Betriebs durch die zwei Weltkriege.
Heinsberg. Genau 175 bunte Ostereier sind es, bemalt oder von den Sechstklässlern im Religionsunterricht fein mit Wachs verziert, die derzeit die Bäume auf dem Schulhof des Heinsberger Kreisgymnasium zieren. Aus gutem Grund: Die 1843 gegründete Schule auf der Kuppe der Linderner Straße feiert in diesem Jahr Jubiläum. Genau 175 Jahre wird sie alt. Dabei gab es schon knapp ein Vierteljahrhundert vor ihrer Gründung, im Jahr 1819, erste Bemühungen, in Heinsberg ein städtisches Gymnasium zu gründen.
Damals habe Bürgermeister Anton Jansenius versucht, die Bürger Heinsbergs für sein Vorhaben zu gewinnen, allerdings vergeblich. Genau so sei es vier Jahre später dem Landrat von Straeten ergangen, steht in der Schulchronik zu lesen: Sein Plan, eine derartige Schule für den ganzen Kreis zu schaffen, sei an der Weigerung der weiter entfernt liegenden Gemeinden gescheitert, sich an den Unterhaltskosten zu beteiligen. Erste „Schulversuche“ gab es dann aber doch, als von 1826 bis 1830 erste Schüler bis zur Quarta eines Gymnasiums vorbereitet wurden, jedoch eher in einer Art Privatunterricht als in einem organisierten Schulbetrieb.
Schließlich erteilte im März 1843 die Abteilung des Inneren der Regierung in Aachen die Genehmigung für die Einrichtung einer „höheren Elementarklasse, worin zugleich ein lateinischer und französischer Unterricht“ erteilt werden sollte. Da jedoch noch kein eigener Klassenraum zur Verfügung stand, wurde diese Klasse in der Zeit von 16 bis 19 Uhr in der Volksschule unterrichtet. 1848 übernahm Kaplan Schuncken die Leitung der Schule. Der Unterricht wurde kontinuierlich ausgeweitet und im Bericht des Schuljahres 1855/56 ist erstmals von einer „Höheren Stadtschule zu Heinsberg“ die Rede.
Anlässlich des 50-jährigen Bestehens wurde 1893 ein „Kuratorium für die Höhere Stadtschule“ gegründet, dem der Bürgermeister als Vorsitzender, der katholische Pfarrer, der Rektor, damals Wilhelm Lückerath, und zwei Bürger angehörten. Ostern 1920 fand die erste Abschlussprüfung statt, die in ganz Preußen Gültigkeit hatte. Nachdem der Schulbetrieb durch den Ersten Weltkrieg stark beeinträchtigt worden war, wurde die Schule auf Basis eines Vertrags zwischen Kreis und Stadt am 1. April 1923 in die Trägerschaft des Kreises übernommen und erhielt die Bezeichnung „Höhere Schule in Heinsberg“. Im Schuljahr 1928/29 wurde sie zu einer Vollanstalt, einem sogenannten humanistischen Gymnasium. 1930 erfolgte der Umzug von der Patersgasse in das neue Schulgebäude an der Linderner Straße. 1931 war der Aufbau der Schule mit dem Namen „Kreisgymnasium Heinsberg/Rhld.“ abgeschlossen.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Gymnasium 1937 in die sogenannte nationalsozialistische Hauptform Höherer Schulen umgewandelt und umbenannt in „Kreisschule, Oberschule für Jungen“. An die Stelle von Latein als erste Fremdsprache trat Englisch. Eine 100-Jahrfeier gab es 1943 aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht. Von September 1944 bis Mai 1946 blieb die Schule geschlossen. Danach wurde der altsprachliche Zweig wiederbelebt im „Kreisgymnasium Heinsberg Rhld. Altsprachliches Gymnasium mit neusprachlichem Zweig“. Und auch die Schulzeit wurde von acht wieder auf neun Jahre verlängert.
Auf Anregung des sogenannten Schriftleiters der damaligen Heinsberger Volkszeitung wurde 1951 der „Verein der ehemaligen Schüler des Kreisgymnasiums“ neu gegründet. Einen ersten Beschluss zur Vereinsgründung hatte es bereits 1930 gegeben. 1956 feierte die Schule im Rahmen der 700-Jahrfeier der Stadt ihr 25-jähriges Bestehen als Kreisgymnasium. Vier Jahre später wurde die Schule erweitert, und 1964 kamen zum ersten Mal Mädchen zum Unterricht. Zudem konnten die Schüler von da an zwischen Latein und Englisch als erste Fremdsprache wählen. Ein Jahr später hatten auch Absolventen der Realschule die Möglichkeit, dort ihr Abitur zu machen.
Mediale Ausstattung erweitert
1971 und 1985 folgten der zweite und dritte Erweiterungsbau. 1989 wurde der Verein der Freunde, Förderer und Ehemaligen gegründet, der an die Tradition des Vereins der ehemaligen Schüler anknüpfte. Mit Annegret Krewald, die heute noch im Amt ist, wurde 2001 zum ersten Mal eine Frau Leiterin der Schule. Im Rahmen einer Projektwoche gestalteten die Schüler im Sommer 2004 den Schulhof sowie die Grünfläche an der Linderner Straße neu. 2011 wurde das Kreisgymnasium zur Ganztagsschule und die mediale Ausstattung sukzessive erweitert. Erst im vergangenen Jahr durchlief die Schule zum zweiten Mal die Qualitätsanalyse für Schulen „und schnitt hervorragend ab“, so die Schulleiterin stolz. Gerade erst wurde das Kreisgymnasium als MINT-freundliche Schule für ihr Angebot in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik ausgezeichnet, aber auch im Bereich Sprachen entwickelt sie sich kontinuierlich weiter: Nach Spanisch hat sie nun auch Niederländisch in ihren Fächerkanon aufgenommen.